Atemübungen und Atemtechniken bei chronischer Bronchitis sowie COPD

Beim Begriff Training denken viele womöglich zunächst an Übungen für die Arme, Beine und Co. Doch auch die Lunge lässt sich trainieren. Und das ist wichtig – denn die Atmung ist ein lebensnotwendiger Prozess: Dank ihr sind wir stets mit ausreichend Sauerstoff versorgt.
Um die Lungenfunktion sowie das Lungenvolumen zu verbessern, die Bronchialmuskulatur zu stärken und so das Atmen zu erleichtern, helfen bei einer chronischen Bronchitis oder COPD Atemübungen. Das Praktische daran ist, dass Atemtechniken überall und zu jeder Zeit durchführbar sind – sie eignen sich für zuhause, am Arbeitsplatz oder auch im Urlaub.
Zusammenfassung:
- Bei einer chronischen Bronchitis oder COPD ist Atemgymnastik (Lippenbremse, Kontaktatmung, Dreh-Dehn-Lagerung und Co.) wertvoll. Sie ersetzt jedoch nicht die medikamentöse Therapie.
- Bauchatmung (Zwerchfellatmung) und Brustatmung sind Teil einer gesunden Atmung.
- Während einer Atemtherapie bei COPD lernen Betroffene hilfreiche Atemübungen für zuhause, um ihre Lebensqualität zu verbessern.
- Atemwegsinfekte sowie Stress oder Angst können den normalen Atemvorgang stören.
Atemübungen bei chronischer Bronchitis und COPD
Mit einfachen Atemtechniken können Sie die Therapie bei einer COPD unterstützen. Richtiges Atmen zu trainieren regeneriert die Funktionstüchtigkeit des Zwerchfells und macht Ihre Atemwege fit. Aus diesem Grund haben wir Ihnen hier verschiedene
- atemerleichternde Körperpositionen sowie
- Atemübungen zusammengestellt.
Beachten Sie jedoch, dass die Übungen zur Atemgymnastik bei einer chronischen Bronchitis und bei COPD die ärztliche Behandlung nicht ersetzen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Auswahl der Atemtechniken und Dauer der Durchführung sowie Möglichkeiten einer medikamentösen Bronchitis-Behandlung.
Lippenbremse
Bei COPD und spastischer Bronchitis kann es unter anderem auch zu Atemnot kommen. Die Lippenbremse ist eine Atemtechnik, die bei Luftnot Anwendung findet.
Die Lippenbremse geht folgendermaßen:
- Nehmen Sie eine angenehme Sitzhaltung ein.
- Atmen Sie durch die Nase ein.
- Die Ausatmung sollte nun durch die locker aufeinander gelegten Lippen erfolgen.
- Dabei blähen sich die Wangen leicht auf, pressen Sie diese nicht zusammen.
Wirkung der Übung:
Durch einen erhöhten Innendruck und eine leichte Stauung der eingeatmeten Luft führt diese Selbsthilfetechnik zu einer langsameren und längeren Ausatmung2. Die Lippenbremse fördert, dass die verbrauchte Luft besser aus der Lunge herausströmt und somit auch wieder mehr frische Luft eingeatmet wird.
Kontaktatmung
Die Kontaktatmung fördert gezielt die Bauchatmung (Zwerchfellatmung) und empfiehlt sich deshalb als Atemtechnik bei einer chronischen Bronchitis oder COPD.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Kontaktatmung:
- Nehmen Sie eine bequeme Sitz- oder Liegeposition ein.
- Schließen Sie die Augen.
- Legen Sie die Hände locker auf den Bauch.
- Fühlen Sie nun die Bewegung des Bauches mit Ihren Händen.
Die Übung hat folgenden Effekt:
Der manuelle Kontakt während der Ein- und Ausatmung führt zu einer Vergrößerung des Atemzugvolumens (Menge an inhalierter Luft pro Atemzug) . Der Ablauf hilft dabei, bewusst tief durchzuatmen.
Kutschersitz
Der Kutschersitz unterstützt den Körper dabei, ein tiefes Einatmen zu ermöglichen.
Hier die Kutschersitz-Anleitung:
- Setzen Sie sich auf den vorderen Teil einer Stuhlfläche, die Beine leicht gespreizt.
- Stützen Sie die Unterarme oder Hände auf die Oberschenkel.
- Den Rücken dürfen Sie leicht runden.
- Atmen Sie nun entspannt aus.
Das bewirkt diese Übung:
Diese Position zur Atemgymnastik bei einer Bronchitis oder COPD zielt darauf ab, dass Sie freier und leichter durchatmen können. Die Körperposition stellt den Brustkorb weit, fördert die Atemmuskulatur, verbessert die Lage des Zwerchfells und entlastet den Rippenbogen3.
Quadratatmung
Bei Bronchitis oder COPD lohnt es sich, die Quadratatmung auszuprobieren. Die Besonderheit der Atemübung, auch Box-Atmung genannt, besteht darin, dass das Einatmen, Ausatmen und die Atempause gleich lang sind.
Vorgehensweise bei der Quadratatmung:
- Atmen Sie für 4 Sekunden durch beide Nasenlöcher ein.
- Halten Sie den Atem 4 Sekunden lang an.
- Stoßen Sie die Luft in 4 Sekunden durch die Nase wieder aus.
- Warten Sie bis zum nächsten Einatmen 4 Sekunden.
Wiederholen Sie die Atemübung einige Male, um Ihre Lunge daran zu gewöhnen. Passen Sie die Länge der 4 Stationen so an, dass sie für Sie angenehm ist. Probieren Sie es gern aus, die Zeit zu verlängern.
So profitieren Sie von der Übung:
Indem der Fokus dabei auf dem Rhythmus der eigenen Atmung liegt, wird aufkommender Stress abgebaut und Entspannung gefördert.
Vollatmung
Häufig bleibt vor Anspannung die Luft weg. Die Folge ist flaches Atmen, das wiederum zu einer verringerten Konzentrationsfähigkeit, Müdigkeit und Kopfschmerzen führt . Dann gilt es, die Vollatmung wieder zu trainieren, um alle Zellen mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen und die Organe zu massieren.
Durchführung der Vollatmung:
- Atmen Sie tief durch die Nase in den Bauch ein.
- Spüren Sie mit einer Hand, wie sich die Bauchdecke nach oben drückt.
- Nun atmen Sie nicht aus, sondern weiter in die Brust ein.
- Spüren Sie mit der anderen Hand, wie sich auch der Brustkorb dehnt.
Der Nutzen dieser Übung:
Richtig zu atmen hilft bei chronischer Bronchitis oder COPD, die Atemmuskulatur zu stärken und sorgt für Entspannung und einen frischen Geist.
Wechselatmung
Diese Technik heißt so, weil Sie dabei abwechselnd durch das rechte und das linke Nasenloch atmen.
Anleitung zur Wechselatmung:
- Verschließen Sie mit der rechten Hand das rechte Nasenloch.
- Atmen Sie durch die linke Nasenöffnung langsam ein.
- Halten Sie kurz den Atem an und verschließen Sie das linke Nasenloch.
- Öffnen Sie das rechte Nasenloch und atmen sie durch dieses langsam aus.
- Gehen sie danach umgekehrt vor und wiederholen Sie die Übung ein paarmal.
Dafür ist die Übung hilfreich:
Die wechselnde Atmung sorgt für Ruhe, Stabilität und Ausgeglichenheit.

Dreh-Dehn-Lagerung
Bestimmte Dehntechniken verlängern verkürzte Muskeln und machen das Gewebe der Lunge dehnfähiger1. Diese können bei chronischer Bronchitis oder COPD als Atemübungen genutzt werden, um das Lungenvolumen zu trainieren.
So funktioniert die Dreh-Dehn-Lage:
- Legen Sie sich auf eine Seite und winkeln Sie dabei die Knie leicht an.
- Lassen Sie die Arme zu beiden Seiten flach auf den Boden sinken.
- Verharren Sie in dieser Lage und atmen Sie in den Bauch ein.
- Führen Sie die Technik jetzt für die andere Seite durch.
Ziel dieser Übung:
Durch die Dehnung wird die Atemmuskulatur wieder beweglicher. Zudem verbessert die Dreh-Dehn-Lagerung die eigene Körperwahrnehmung und Entspannungsfähigkeit.
Während der verschiedenen Atemübungen konzentrieren Sie sich bewusst auf die einzelnen Durchgänge: Sie nehmen wahr, wie die Luft durch Ihre Lungen strömt und sie merklich entspannen. Durch das Zählen der Atemzyklen schweifen Sie gedanklich nicht ab und bleiben auf das Hier und Jetzt fokussiert.
Atemtherapie als ergänzende COPD-Behandlung
Für COPD-Patienten spielt die Atmung natürlich eine ganz besondere Rolle – denn freies und volles Luftholen ist kaum mehr möglich. Hier bildet die Atemtherapie einen wertvollen Therapiebaustein. Sie unterstützt dabei, die Herausforderungen des Alltags besser zu meistern sowie die Lebensqualität zu verbessern. Die Atemtherapie erfolgt in der Regel zunächst angeleitet durch spezialisierte Atemphysiotherapeuten, später dann in Eigenregie zuhause.
Die Ziele der Atemtherapie
Die Atemtherapie bei COPD-Patienten zielt darauf ab,
- die Atemarbeit zu reduzieren,
- die Atemmuskulatur effektiver einzusetzen,
- die Vorgänge der Schleimlösung sowie des Abhustens zu erleichtern,
- die Beweglichkeit des Brustkorbs zu fördern und
- den Gasaustausch zu verbessern5.
Insgesamt soll die Therapie dabei unterstützen, die Atemfunktion wiederherzustellen oder zu erhalten.
Was ist gesunde Atmung und wie funktioniert sie?
Mit jedem Atemzug nehmen unsere Lungen Sauerstoff aus der Luft auf und geben Kohlendioxid ab. Wie viel und wie oft wir atmen, regelt unser Atemzentrum im Gehirn. Entspanntes und gesundes Atmen zeigt sich durch
- eine ruhige Bauchatmung beim Einatmen,
- passives Ausatmen und
- eine kurze Pause vor dem nächsten Atemzug.
Dabei ist das Zwerchfell der wichtigste Muskel. Grund dafür ist, dass es maßgeblich die Kapazität der Lunge steuert: Der Hauptteil der Luft wird während eines Atemzugs über diesen großen Atemmuskel sichergestellt.
Wo liegt das Zwerchfell? Es befindet sich unterhalb der Lunge, zwischen Brust- und Bauchhöhle.
Es lassen sich 2 Arten der Atmung unterscheiden6:
- Bauchatmung (Zwerchfellatmung): Während des Einatmens zieht sich das Zwerchfell zusammen. Es entsteht ein Unterdruck und infolgedessen wird Außenluft angesaugt.
- Brustatmung: Beim Einatmen findet eine Anspannung der Zwischenrippenmuskeln statt. Dadurch vergrößert sich der Brustraum und die Lungenflügel füllen sich mit Luft.
Beim Ausatmen gehen die Bauchmuskeln und der Brustkorb jeweils wieder in ihre Ausgangslagen zurück. Hierbei erfolgt keine aktive Muskelanspannung.
In der Regel läuft eine Kombination aus Brust- und Bauchatmung ab – egal ob bei tiefer oder flacher Atmung. Die Bauchatmung gewinnt jedoch mit zunehmendem Alter an Bedeutung, weil die Elastizität des Brustkorbs mit der Zeit nachlässt6.
Was beinhaltet die Atemtherapie?
Die Vermittlung von Atemtechniken zur Selbsthilfe bildet den Schwerpunkt der Atemtherapie. Um bei COPD richtig atmen zu können, lernen Patienten außerdem manuelle physiotherapeutische Techniken, die in Bezug auf die Atemvorgänge dabei helfen,
- eine erhöhte Muskelspannung zu senken,
- Muskelverspannungen zu lösen,
- die Durchblutung der Atemhilfsmuskulatur zu fördern und
- Einschränkungen in der Bewegung zu beseitigen5.
Außerdem ist es wichtig, neben der Atemmuskulatur auch die restliche Körpermuskulatur zu stärken, um den Alltag bei COPD zu erleichtern. Je konsequenter zusätzlich zur Atemgymnastik auch die Schulter-, Arm- und Beinmuskulatur trainiert werden, desto geringer ist die Atemnot bei Alltagsaktivitäten.
Ergänzend zu Medikamenten und Atemtherapie können Sie auf GeloMuc® zurückgreifen. Das Atemtherapiegerät unterstützt die Schleimlösung bei akuten und chronischen Atemwegserkrankungen wie etwa Asthma bronchiale oder Bronchitis.
Verschreibung einer Atemtherapie
Verordnen kann die Atemtherapie Ihr Hausarzt oder ein Lungenfachspezialist7. Generell übernimmt die gesetzliche Krankenkasse bei COPD die Kosten für die Therapie7. Während der Atemtherapie besteht die Möglichkeit, gemeinsam mit einem Experten einen individuellen Trainingsplan für Ihre Atemwege und -muskulatur zu erstellen. So können Sie bei COPD die Atemübungen zuhause selbstständig durchführen.
Angebote für eine solche Therapie finden Sie bei Rehakliniken für Lungenpatienten, Lungensportgruppen oder Praxen, die auf Atemtherapie spezialisiert sind.
Weitere Tipps für ein gesundes Atmen
Bestimmt kennen Sie das Gefühl: Wenn Ihnen etwas Sorgen macht, scheinen Sie plötzlich nicht mehr genügend Luft zu bekommen. Tatsächlich steuert das Gehirn die Atemfrequenz und Atemtiefe, die wir benötigen.
Folgende Faktoren können unseren Atemvorgang negativ beeinflussen:
- Stress
- Angst
- Unsicherheit
- Nervosität
- körperliche Anstrengung
Das heißt: Nicht nur bei einer Atemwegserkrankung ist eine bewusste Atmung wichtig, sondern auch, um generell Entspannung zu finden. Daher lohnt es sich, für stressige Situationen 1 bis 2 der vorgestellten Atemübungen zu erlernen – denn Atmen ist Leben.