Direkt zum Inhalt
 

Welche Erkältungsviren gibt es?

Lesedauer: 4 Min.
Darstellung eines von über 200 verschiedenen Viren, die eine Erkältung verursachen können.

Es gibt über 200 unterschiedliche Viren, die eine Erkältung verursachen können.1 Hier erfahren Sie, was die häufigsten Virus-Arten hinter einer Erkältung sind.

Art und Häufigkeit gängiger und meist unkomplizierter Virusinfektionen im Überblick:2

Virusart Infektionshäufigkeit in Prozent
Rhinovirus 30-50
Adenovirus <5
Coronavirus 10-15
Influenzavirus 5-15

 

1. Rhinoviren

Rhinoviren: Die häufigsten Verursacher einer Erkältung

In den meisten Fällen lösen Rhinoviren einen grippalen Infekt aus – sie gelten als die Hauptverantwortlichen für den typischen Erkältungsschnupfen.3 Diese Virenart hat aber auch Schuld an anderen Atemwegserkrankungen wie einer Sinusitis oder Bronchitis. Rhinoviren gehören zur Virusfamilie der Picornaviren, also zu den Vertretern der RNA-Viren. Sie weisen im Gegensatz zu vielen anderen RNA-Viren eine sehr geringe Größe auf. Das Besondere an diesem Virustyp? Er ist sehr kälteresistent, sodass er in der kalten Jahreszeit optimale Voraussetzungen zur Verbreitung hat.

Die Übertragung dieser Erreger erfolgt über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Auch durch Küssen können Sie sich mit Erkältungsviren anstecken.

Gut zu wissen

Für Erkältungsviren gibt es keinen Impfstoff, durch den wir uns vor einem Befall schützen können, da sie sich durch ständige Mutationen immer wieder verändern. Nur bei Grippeviren sind Impfungen möglich – doch auch hier muss der Impfstoff jährlich den aktuellen Varianten angepasst werden.

2. Adenoviren

Adenoviren als Übeltäter eines grippalen Infekts

Adenoviren haben einen Durchmesser von 90–100 Nanometer und sind Teil der Adenoviridae-Familie.4 Neben einem grippalen Infekt können Adenoviren beispielsweise auch für andere Atemwegserkrankungen, einen Infekt des Magen-Darms oder der Bindehaut verantwortlich sein. Der Erreger zeichnet sich durch eine sehr hohe Umweltresistenz aus. Bei Zimmertemperatur ist er über Wochen infektiös.5

Übertragen werden Adenoviren durch Schmierinfektionen, gelegentlich auch über Tröpfchen. Eine Ansteckungsgefahr besteht in den meisten Fällen während der ersten zwei Wochen der Erkrankung.6 Die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen der Beschwerden (Inkubationszeit) liegt bei fünf bis zwölf Tagen.7

Wichtig:
Von Erkältungsviren geht die Gefahr einer Ansteckung solange aus, wie die Viren im Sekret nachweisbar sind. Dies variiert je nach Virustyp.

3. Coronaviren

Von harmlos bis lebensbedrohlich: Die unterschiedlichen Coronaviren

Erkältungskrankheiten können auch durch unterschiedliche Coronaviren verursacht werden. Coronaviren wurden das erste Mal Mitte der 1960 Jahre identifiziert.8 Die Ausbreitung des Erregers erfolgt über eine Tröpfcheninfektion, möglich ist auch eine Schmierinfektion über Oberflächen wie Türklinken. Was bei dieser Art besonders auffällt: Sie verbreitet sich von Mensch zu Mensch, aber auch von Tier (insbesondere Vögel und Säugetieren) zu Mensch. Eine Infektionskrankheit, die sich von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier überträgt, nennen Mediziner Zoonose.

Wenn Coronaviren, die bisher nur Tiere befallen haben, sich nun im menschlichen Organismus ausbreiten, können sich schwerwiegende und gefährliche Krankheiten entwickeln. So ist bekannt, dass Coronaviren hinter dem Ausbruch von SARS oder MERS stecken.

SARS: Schweres Akutes Atemwegssyndrom

Das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Severe Acute Respiratory Syndrome) ist eine Erkrankung, die durch das SARS-Coronavirus (Sars-CoV) verursacht wird. Das Virus verbreitet sich über Tröpfchen- sowie Schmierinfektion aus. Die Erreger können die Lunge befallen, sodass sich eine lebensbedrohliche Atemwegsbeeinträchtigung entwickeln kann. Ein mit SARS-CoV nahe verwandtes Virus ist das SARS-CoV-2, dieser hat manchmal eine Covid-19-Erkrankung (Corona Virus Disease 2019) zur Folge.9 Das neuartige Coronavirus breitet sich seit 2020 weltweit aus – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erklärte am 11. März 2020 die Pandemie.10

Die Inkubationszeit dauert im Durchschnitt fünf bis sechs Tage, es können aber 14 Tage bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen.11

MERS: Middle East Respiratory Syndrom

Der Coronavirus Middle East Respiratory Syndrome (MERS-CoV) wurde im April 2012 das erste Mal auf der arabischen Halbinsel nachgewiesen. Dabei handelt es sich um einen Erreger, als dessen Quelle Dromedare gelten. Die Übertragung erfolgt über engen Kontakt mit den Tieren. Bei Betroffenen lässt sich eine Erkrankung mit grippeähnlichen Symptomen beobachten, in schweren Fällen ist aber auch ein akutes Atemnotsyndrom möglich – dieses tritt meist bei Personen auf, die bereits unter chronischen Vorerkrankungen leiden.

Die Inkubationszeit liegt bei ein bis zwei Wochen.12 Eine Infektion von Mensch zu Mensch ist möglich, jedoch gibt es bisher keine Hinweise auf eine anhaltende unkontrollierte Übertragung.13

Was gibt es noch?
In den Sommermonaten fällt beim Arzt häufiger das Wort Sommergrippe. Auslöser sind meist Enteroviren, die sich besonders in der warmen Jahreszeit verbreiten.14

4. Influenzaviren

Influenzaviren – die Grippeviren

Eine Grippe darf nicht mit einem grippalen Infekt (Erkältung) verwechselt werden: Während bei einer Erkältung viele verschiedene Viren infrage kommen, ist eine Grippe auf Influenzaviren zurückzuführen. Influenzaviren sind weltweit verbreitet und treten in Deutschland häufig in den Wintermonaten, meist nach dem Jahreswechsel, in „Grippe-Wellen“ auf. Eine Übertragung der Grippeviren erfolgt über Tröpfchen- sowie Schmierinfektion.15 Die Inkubationszeit beträgt durchschnittlich ein bis zwei Tage.16

Es zirkulieren verschiedene Varianten der Influenza-Virustypen A, B und C. Für uns Menschen sind A- und B- Viren relevant.

Tipp

Gegen Erkältungsviren gibt es keine Impfung, gegen Grippe-Viren jedoch schon.

Influenza-A-Viren

Diese Erreger können große Grippe-Wellen bis hin zu Epidemien bedingen. Influenza-A-Viren bezeichnen Mediziner nach Typ und Subtyp benannt. Seit 2009 sind insbesondere die Influenza-A-Subtypen A(H1N1)pdm09 und A(H3N2) gängig.17 Zuvor war das Influenza A(H1N1)-Virus weit verbreitet.18 Leichte aber auch lebensbedrohliche Erkrankungen lassen sich auf den Virus Typ A zurückführen.

Influenza-B-Viren

Im Gegensatz zu Influenza-A gibt es bei Influenza-B keine Subtypen. Ebenso fallen die mit dem Erreger zusammenhängenden Symptome in der Regel nicht so schwer aus, leichte bis mittelschwere Erkrankungen sind typisch. Eine große Ausbreitung oder sogar eine Epidemie ist nicht auszuschließen. Wer typische Symptome einer möglichen Grippe feststellt, sollte in jedem Fall ärztlichen Rat einholen:

Mann lässt sich wegen einer Erkältung von einem Arzt untersuchen
Keine Besserung in Sicht?

Lesen Sie hier bei welchen Symptomen Sie dringend einen Arzt aufsuchen sollten.

Mehr erfahren

FAQ

Viren zählen nicht als Lebewesen, da sie sich nicht selbst vermehren können. Die Erreger benötigen eine Wirtszelle, um zu überleben.

Viren und Bakterien sind unterschiedlich aufgebaut: Während Viren sehr klein sind und nur aus wenigen Bestandteilen bestehen, besitzen Bakterien einen eigenen Stoffwechsel. Bakterien sind wesentlich größer und können sich selbstständig vermehren, Viren benötigen zur Vermehrung immer eine Wirtszelle.

Viren können nicht überleben, da sie keine Lebewesen sind. Bakterien bleiben je nach Art unterschiedlich lang am Leben – sie können Wochen oder sogar Monate überleben.19

Viren können nicht abgetötet, sondern nur inaktiviert werden. Sie lassen sich somit nur schwer mit Medikamenten bekämpfen. Antibiotika wirken nur bei Bakterien. Menschen besitzen jedoch ein körpereigenes Abwehrsystem, welches den Erreger besiegen kann. Anschließend kann sich eine Immunität gegenüber einer Virusart einstellen.

Kälte lässt uns nicht an einem grippalen Infekt erkranken, sondern die Erkältungsviren. Jedoch schaffen niedrige Temperaturen die optimalen Voraussetzungen für einen Virenbefall.