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Lungenfunktionstests: Diagnostik von Bronchialerkrankungen

Lesedauer: 4 Min.
Eine Frau führt einen Lungenfunktionstest mit einem Spirometer durch

Lungenfunktionstests ermitteln die Leistungsfähigkeit der Lunge. Bei Bronchialerkrankungen lässt sich somit die Schwere ermitteln und auch der Verlauf prognostizieren. Als Standardtest gilt die Spirometrie, doch auch ein Bronchospasmolysetest oder die Bodyplethysmographie sind gängige Verfahren. Erfahren Sie hier mehr über die unterschiedlichen Lungentests.

1. Lungenvolumenmessung

Spirometrie – der kleine Lungenfunktionstest (Lufu)

Mit einer Spirometrie messen Ärzte das Lungenvolumen. Ein Gerät – das Spirometer – erfasst dabei, wie viel Luft der Mensch ein- und ausatmen kann sowie die Geschwindigkeit des Luftstroms. Unter Medizinern ist das Verfahren als der kleine Lungenfunktionstest bekannt, abgekürzt Lufu. Die Durchführung ist unkompliziert und kann vom Hausarzt vorgenommen werden – Patienten müssen nur wenige Minuten einplanen.1

In welchen Fällen ist die Untersuchung notwendig? Auf eine Spirometrie als Diagnoseverfahren greifen Mediziner in der Regel bei Verdacht auf eine Atemwegsverengung zurück. Anzeichen hierfür sind beispielsweise

  • Atemnot,
  • langanhaltender Husten und Auswurf,
  • Auffälligkeiten im Röntgenbild der Lunge oder
  • eine bläuliche Verfärbung der Schleimhaut.2

Anhand der Testergebnisse sammelt der Arzt Hinweise, ob der Patient möglicherweise von

Der Vorteil der Spirometrie: Veränderungen im Atemvorgang sind bereits in einem sehr frühen Krankheitsstadium feststellbar. Gleichzeitig können Mediziner mit dem Test den Verlauf einer Krankheit kontrollieren.

Welche Messwerte gibt es bei einer Spirometrie?
Der Einsekundenkapazität-Wert FEV1 gilt als der wichtigste Lungenfunktionswert bei Erkrankungen, die mit verengten Bronchien zusammenhängen. Eine andere Messgröße ist unter anderem die Vitalkapazität VC. Der gemessene Wert des Patienten wird mit dem Sollwert verglichen und anhand dessen der Schweregrad der Atemwegsverengung festgelegt.

Ablauf der Spirometrie:

  1. Der Patient atmet im Sitzen in ein Mundstück ein, welches mit dem Messgerät, dem Spirometer, verbunden ist.
  2. Dabei ist die Nase mit einer Klemme verschlossen, sodass eine nasale Atmung ausgeschlossen werden kann.
  3. Der Arzt gibt nun Anweisungen, in welchen Abständen und wie kräftig geatmet werden soll.
  4. Das Spirometer misst bei jedem Atemzug die Menge und Geschwindigkeit der ein- und ausgeatmeten Luft. Das Display des Geräts stellt diese Ergebnisse in Form einer Kurve grafisch dar.

Häufig führt der behandelnde Arzt anschließend noch weitere Spirometrie-Testverfahren durch, beispielsweise unter Zugabe von Medikamenten (Bronchospasmolysetest) oder unter körperlicher Belastung (Spiroergometrie).

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2. Medikamentöses Testverfahren

Bronchospasmolysetest

Der Bronchospasmolysetest ist ein Lungentest, bei dem die Atemfunktion unter dem Einfluss bestimmter Wirkstoffe überprüft wird. Dabei kommt es ebenfalls zur Durchführung einer Spirometrie, jedoch nimmt der Patient zusätzlich bronchienerweiternde Medikamente ein. Der Arzt möchte auf diese Weise herausfinden, was genau hinter der Atemwegsverengung steckt. Zum Beispiel ist das notwendig, wenn die Frage im Raum steht, ob es sich bei Beschwerden wie Atemnot und Co. um eine COPD oder um Asthma handelt.

Bronchospasmolysetest – der Ablauf:

  1. Der Mediziner führt die Spirometrie normal durch und hält den gemessenen FEV-1-Wert fest.
  2. Der Patient inhaliert anschließend ein Medikament ein (zum Beispiel ein Glucocorticoid), welches die Bronchien erweitern soll.
  3. Nun gilt es, eine Wartezeit von rund 15 Minuten einzuhalten.3
  4. Abschließend erfolgt erneut eine Spirometrie. Der hierbei erfasste Lungenfunktionswert wird mit dem Wert des ersten Verfahrens verglichen.

Verbessert sich der Wert, haben dem Patient die bronchienerweiternden Medikamente offensichtlich geholfen – die Atemwege scheinen sich durch Zugabe des Mittels entspannt zu haben, dieser Vorgang wird Bronchospasmolyse genannt. Asthma ist dann als Ursache der Beschwerden sehr wahrscheinlich. Hat sich der Wert gar nicht oder nur wenig verändert, zieht der behandelnde Arzt womöglich eine COPD in Betracht.

3. Belastungstest

Spiroergometrie: Ein Lungentest unter körperlicher Belastung

Bei der Spiroergometrie (auch Ergo-Spirometrie) wird die Lungenfunktion unter körperlicher Belastung überprüft. In der Regel steht hierfür ein spezielles Fahrrad, ein Ergometer oder ein Laufband in der Facharztpraxis bereit. Die Durchführung ist in manchen Fällen sinnvoll, um einem versteckten Lungenschaden auf die Schliche zu kommen. Der Verdacht bestätigt sich, wenn während der sportlichen Betätigung Husten oder Atemnot eintritt oder die Messwerte unter der Belastung deutlich schlechter als bei der normalen Spirometrie sind.

4. Druck- und Volumenmessung

Bodyplethysmographie (Großer Lungenfunktionstest)

Die Bodyplethysmographie, auch Ganzkörper-Plethysmographie genannt, stellt eine umfangreiche Lungenfunktionsprüfung dar. Sie kann nicht vom Hausarzt, sondern nur in einer Lungenfacharzt-Praxis (beim Pneumologen) durchgeführt werden und ist als der Große Lungenfunktionstest bekannt. Der Vorteil des Verfahrens? Es können zwei wichtige Informationen ermittelt werden:

  • Residualvolumen: Dieses Volumen lässt Aussagen darüber zu, wie viel Luft nach dem Ausatmen in der Lunge bleibt – das kann im Rahmen der Langzeitbeurteilung einer Erkrankung von Bedeutung sein.4
  • Druckunterschiede im Bereich der Bronchien: Die Messungen liefern Ergebnisse über den Widerstand der Atemwege, also auch über die Strömungsfähigkeit der Luft durch die Bronchien – bei Erkrankten kann beispielsweise erhöhter Widerstand bestehen.

Ablauf einer Bodyplethysmographie:

  1. Der Patient sitzt in einer speziellen luftdichten Kammer und atmet durch ein Mundstück, einen sogenannten Pneumotachographen, ein und aus.
  2. Hierbei sind keine kräftigen Atemzüge notwendig, eine normale ruhige Atmung reicht aus.
  3. In der Kabine entstehen durch die Bewegung des Brustkorbs bei der Ein- und Ausatmung Druckunterschiede. Diese Schwankungen werden gemessen.

Das Verfahren ist zwar etwas aufwendiger als eine Spirometrie, dafür eignet es sich auch für Kinder und Senioren, da hierbei keine umfangreiche Mitarbeit des Patienten erfolgen muss.5 Eine Bodyplethysmographie dauert einige Minuten.6

5. Test zur Eigenkontrolle

Peak-Flow-Messung

Die Peak-Flow-Messung dient der Bestimmung des Luftstroms in den Atemwegen. Der Test ist für die regelmäßige Durchführung zu Hause gedacht. Das heißt: Patienten mit bereits bekannten Atemwegserkrankungen (wie Asthma oder COPD) kontrollieren selbstständig in bestimmen Abständen, wie gut sie atmen können. Hierfür ist lediglich ein sogenannter Peak-Flow-Meter notwendig. Dabei handelt es sich um ein kleines mechanisches oder elektronisches Gerät, in das die Person so stark wie möglich pustet. Es speichert dann den größten gemessenen Atemstoß (Englisch: peak flow). Den jeweiligen Messwert liest der Patient dann am Gerät ab und dokumentiert ihn.

Eine mögliche Peak-Flow-Veränderung muss mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Unter Umständen ist eine Anpassung der Medikamente notwendig.

Peak-Flow-Werte bei Patienten mit COPD oder Asthma sind wichtige Anhaltspunkte, um den Krankheitsverlauf einzuschätzen. Neben der regelmäßigen Peak-Flow-Messung empfehlen Ärzte Betroffenen bestimmte Atemübungen zur Erleichterung der Atmung. Verschiedene Techniken und Anleitungen erhalten Sie in unserem Ratgeber:

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6. Untersuchung des Gasaustauschs

Diffusionskapazität

Die Bestimmung der Diffusionskapazität (DCO oder TCO) ermittelt, inwiefern der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid zwischen Lunge und Blutkreislauf funktioniert. Bei Verdacht auf eine Lungenfibrose greift ein Arzt manchmal auf diesen Test zurück, da hierbei der Gasaustausch vermindert ist. Es gibt unterschiedliche Methoden, die DCO zu bestimmen.

Häufig wird das Verfahren mit Kohlenmonoxid durchgeführt, weil dieses genau wie Sauerstoff auch aus der Lunge ins Blut übertritt. Zur Messung atmet der Patient ein Luftgemisch ein, dem eine gesundheitlich unbedenkliche Menge von Kohlenmonoxid (CO) beigefügt ist. Von der Kohlenmonoxid-Aufnahme lässt sich dann auf die Sauerstoff-Aufnahme schließen. Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten.7